Produktivität um jeden
Preis?
Wenn wir aber keinen solchen Wettbewerb haben,
wenn nur ein einziges System auf der
Welt existiert
(so wie jetzt, wo wir die weltweite Vorherrschaft des
einzigen Systems haben), wie nachteilig wäre es,
wenn wir verminderte Produktivität hätten?
Brauchen wir denn die hohe Produktivität unbedingt?
‒
Eigentlich
schon.
Sie ist doch eine gute Sache, oder?
Je höher unsere Produktivität ist,
desto schneller können wir unsere
Bedürfnisse decken.
Genau.
Nur, dass wir die Frage (wie es so oft
geschieht)
nicht richtig gestellt haben.
Eine bessere Formulierung
wäre:
Müssen wir die hohe
Produktivität um jeden Preis anstreben?
Stellt die hohe Produktivität von
sich aus einen
Wert dar, der größer als die menschliche Existenz,
das menschliche Glück ist?
Ist sie eine Art Gottheit (so wie das
Geld)
an deren Altar jedes Opfer gerechtfertigt ist?
Jetzt werden wir uns vielleicht etwas überlegen,
bevor wir antworten.
Wir müssen die Kosten der hohen
Produktivität gegen den
Gewinn aus der schnellen Deckung der Bedürfnisse abwägen.
Wenn wir die Umwelt in solchem Grade zerstören,
dass unsere eigene Existenz bedroht
wird, und wir die Menschen
unglücklich machen, indem wir sie 12 Stunden unter Stress und
Spannung mit Medikamenten und Psychiatern arbeiten lassen,
dann müssen wir es uns
überlegen, ob wir die hohe Produktivität
als das Ziel mit höchster Priorität setzen sollten.
In dem Fall natürlich,
wo wir einer
außergewöhnlichen Notsituation gegenüber stehen,
sagen wir einer natürlichen Katastrophe, die ein Gebiet des
Planeten heimgesucht hat, und wir haben die Menschen auf der
Strasse, verletzt und hungrig, dann natürlich ja, dann müssen
wir alle unaufhörlich arbeiten.
Dies geschieht jedoch sowieso.
Auch unter dem unmenschlichen Regime, in
dem wir leben.
Die Menschen eilen, um zu helfen und bleiben
dabei tagelang selbst hungrig
und schlaflos.
So groß ist die Kraft der Menschlichkeit,
deren Existenz das kapitalistische System abstreitet.
Unter normalen Lebensbedingungen aber,
wo wir alles Notwendige, was wir
tatsächlich brauchen,
schon haben, und wir längst nur für überflüssige Sachen
arbeiten, warum sollen wir die Menschen schuften lassen?
Welches
sind die außergewöhnlichen Bedürfnisse,
die unbedingt baldmöglichst gedeckt werden müssen?
Wenn das "Bedürfnis", das ich decken will,
der neue stereoskopische Fernseher mit
ultra hoher
Auflösung ist (und solcherart ist meistens das, was
uns als Bedürfnis vorgegaukelt wird),
dann muss ich es mir schwer
überlegen, ob es sich
lohnt, mich abzurackern, damit ich es in einem statt
in vier Jahren bekomme.
Denn, bekommen
werde ich den Superfernseher sowieso,
da die technische Entwicklung ja
unaufhaltsam weiter schreitet.
Die Frage
ist, ob es sich lohnt, mich abzurackern,
damit ich ihn früher bekomme.