Ein ernster Spaß

Lasst uns, nur so zum Spaß, berechnen, was passieren würde, wenn ein Kapital von 100 € mit einem Zinssatz von 10% im Jahr 1800 investiert worden wäre.

Das Kapital würde, durch ständigen Zuwachs, in unseren
Tagen auf die Größenordnung von Milliarden anwachsen.

Wenn wir ein Diagramm für dieses Wachstum machen wollen,
müssen wir eine so große Skala verwenden, dass es am Anfang
des Diagramms unmöglich ist, die Kurve des Kapitals aus der
Nulllinie zu unterscheiden.

Das Resultat findet ihr auf Bild 3, wo der Verlauf der Kurve nach 1900 gezeichnet ist.

Unser Kapital würde im Jahr 1900 auf 1.378.000 anwachsen,
diese Größe ist allerdings auf der Skala des Diagramms immer
noch nicht von Null zu unterscheiden. Deswegen sind auf dem
Diagramm nur die letzten 100 Jahre aufgezeichnet.

Kommt euch die Form dieser Kurve irgendwie bekannt vor? Erkennt ihr die Gesetzmäßigkeit, die sich bei einer solchen Entwicklung verbirgt?

Schon die Werte in der Größenordnung von Millionen sind bei
dieser Skala viel zu klein, um am Anfang des Diagramms erkannt
zu werden. Erst ab 1950 ist die Explosion erkennbar, die dem
System innewohnt, und die im Jahr 2000 die anfänglichen 100 €
auf etwa 19 Milliarden wachsen lässt.

Falls euch diese Entwicklung übermäßig vorkommt, was sie tatsächlich ist, führt es bitte nicht auf übertriebene Annahme des zehnprozentigen Wachstums.

Diese Annahme ist außerordentlich "gemäßigt".
Geldanlagen, die weniger als 15% jährlich auswerfen,
gelten als absolut unwirtschaftlich. Sie werden
verlassen, und die Aktien werden verkauft. 

Unser Beispiel ist rein hypothetisch.

Wir können uns jedoch fragen, wie fern es von der Wahrheit liegt.

Textfeld: Könnten wir nicht, nur um ein Gefühl von den Geschehnissen zu haben, annehmen, dass irgendeinmal, sagen wir seit 1800, dieser Prozess der Kapitalvermehrung in Gang gesetzt wurde?Müssen wir uns nicht vorstellen,
dass diese Kapitalansammlung
dazu geführt hat, dass heute auf
der ganzen Welt viel mehr Reichtum,
viel mehr Geld vorhanden ist?

Ihr würdet mir sagen, dass es nichts
Angenehmeres gibt.

Wir werden ständig reicher.

Was wollen wir denn mehr?

Es ist wahr.

Heute hat sich auf der Welt sehr viel Reichtum (Häuser, Fabriken, Schiffe, Flughäfen) gesammelt.

Wie allerdings, dieser Reichtum verteilt ist, ist eine
andere Geschichte, und es ist sehr interessant und
charakteristisch für die Gesetzmäßigkeit, die sich
dabei entwickelt, dass immer weniger Leute immer
mehr Kapital besitzen.

Diese Tatsache, der immer größer werdenden Konzentration des Kapitals,

hat nicht nur ihre moralische und gesellschaftliche
Dimension. Sie zeigt etwas sehr ernstes in Bezug
auf die Entwicklung des Systems, das uns in Kürze
helfen wird, das Phänomen besser zu verstehen.

Im Moment wollen wir nur untersuchen, wohin eine solche Entwicklung das System führen kann.

Textfeld: Wir haben es hier mit einer Explosion zu tun, 
der kapitalistischen Explosion.
Wo wird sie uns hin führen?
Aber doch dorthin, wo alle Explosionen hin führen:
Zur Katastrophe.

Es gibt kein System, das unaufhörlich sich beschleunigen kann.

Ist es denn nicht offensichtlich, dass auf einem begrenzten
Planeten kein unbegrenztes Wachstum möglich ist?

Falls diese Entwicklung weitere 20 Jahre anhält, werden
die 100 anfänglichen Euro auf 128 Milliarden wachsen.

Ihr würdet mir sagen:

Na und, wo gibt es hier ein Problem?

Das Problem ist folgendes:

Textfeld: Wo können wir die Milliarden, die tagtäglich neu "geboren" werden, investieren, damit sie uns die "normalen" 10 % auswerfen?

Und, falls wir es heute gerade noch schaffen, was wird morgen, wo noch mehr Milliarden gewinnbringend investiert werden müssen?

Im Jahr 1800 mussten im Laufe des Jahres,
aus den 100 anfänglichen Euro, 10 neue
Euro "produziert" werden.

Im Laufe des Jahres 2000 mussten 2 neue Milliarden sich dazu addieren, neu "geboren" werden.

Wenn diese Entwicklung sich fortsetzt, muss unser Kapital im
Laufe des Jahres 2020 13 Milliarden "gebären". Das heißt etwa so viel,
wie während der ersten 200 Jahre sich angesammelt hat!

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