Die Belohnung der Arbeit
Was würdet
ihr von dem Vorschlag halten,
gar keinen Lohn zu haben?
Ich weiß, dass ich euch
mit diesem Vorschlag überrasche,
ich bitte euch jedoch,
sich nicht zu beeilen, ihn zu verwerfen, und zusammen
mit euren Computer aus dem Fenster zu schmeißen.
Lasst uns zuerst darüber diskutieren,
warum uns im ersten
Blick ein solcher Vorschlag als unakzeptabel erscheint.
Dieser Vorschlag schockiert ohne Zweifell, und
der erste Einwand, der in den Sinn kommt, ist,
dass, wenn es keine Belohnung der Arbeit gibt,
die Faulen dadurch belohnt werden, die auf
Kosten der Tüchtigen leben werden.
Zweifellos gibt es Menschen,
die mehr Lust zur Arbeit haben. Und andere die weniger Lust haben.
Es gibt
einige, die man an die "Kette legen"
muss, damit sie nicht arbeiten.
Ihr kennt sie sicherlich. Sie kommen von der Berufsarbeit
nach Hause, und sofort gehen sie in den Garten zu graben
oder den Zaun neu zu streichen.
Die, die ein Hobby haben und stundenlang
malen,
oder das Holz schnitzen.
Oder die Forscher, die im Labor unaufhörlich arbeiten
und nicht mehr wissen, ob es Tag oder Nacht ist, und
sie verführen in ihrem Enthusiasmus
auch ihre armen
Mitarbeiter, die ebenfalls den Sinn für die Zeit verlieren,
und wenn du sie fragst, sind sie nicht
in der Lage dir zu
sagen, ob sie was gegessen haben und wann sie das
letzte Mal geschlafen haben.
Und auf der anderen Seite gibt es die,
die bei der kleinsten
Anstrengung ermüden und sich nicht aufraffen können, einmal
aufzustehen, um sich ein Bier zu holen.
Sind diese Menschen aber
gesund?
Kann ein physiologischer, gesunder
Mensch faul sein?
Überhaupt keine Lust haben, um irgendetwas zu tun?
Gehört das Arbeiten,
das Tätigsein,
das Schaffen nicht zu unserer Natur?
Wenn jemand es vorzieht, abgestumpft dazusitzen,
anstatt
etwas, egal was, zu tun, der muss wahrscheinlich krank sein,
entweder im Körper oder im Hirn.
Etwas anderes ist es natürlich,
wenn man ihn zur einer Arbeit
verpflichtet hat, die er nicht mag und die ihn langweilt, weil sie
den Körper ermüdet und den Geist abstumpft.
Wer würde sich nicht
langweilen, wenn er den
ganzen Tag die Handmühle drehen müsste?
Nur, dass wir zu einer solchen Arbeit
keinen mehr
nötigen müssen. Wir haben ja unsere Maschinen.
Egal, wie oft wir es wiederholen, wir können
es wahrscheinlich nicht gebührend betonen.
Unser Großvater, der alte Rudolf
Diesel, hat gearbeitet und hat
seinen Motor gebaut, der das Schiff und den Traktor bewegt,
so dass
heute keiner von uns rudern oder
die Erde mit dem Spaten pflügen muss.
Unser Großvater, der alte Fritz Haber, hat
gearbeitet und die
Ammoniaksynthese zu Wege gebracht, ohne die wir die Kunstdünger
nicht produzieren könnten
und
heute nichts mehr zu Essen hätten,
nachdem wir uns so vermehrt haben.
‒
Aber, wieso
brauchen wir nicht zu arbeiten?
Ich muss von Früh bis in die Nacht wie ein
Pferd arbeiten, und meine Familie bringt es
mit Mühe und Not über die Runden.
Tatsächlich so, wie ein Pferd, arbeitet der heutige
Mensch in der reichen Welt, in der wir leben
(von der anderen in der armen "dritten" Welt
ganz zu schweigen).
Arbeitet
er aber für sein Überleben?
Oder zerbricht er bei der Arbeit, damit das Vermögen
der „hundert reicheren Menschen der Welt“ weiter wachsen kann?