Das rote Bootchen

Unser Maler hat sein Gemälde fast fertig.

Ein schönes Meeresufer geflutet im Morgenlicht.

Ein Fischer sammelt seine Netze.

Der Maler steht mit dem Pinsel in der Hand und

betrachtet sein Werk kritisch.

Mit der anderen Hand streichelt er über seinen Bart.

Er macht zwei Schritte zurück.

Er steht mit zusammengekniffenen Augen.

Plötzlich erhellt sich sein Gesicht.

Textfeld: Er kehrt zurück, streckt den Pinsel zu der Palette, bleibt wieder ein Moment unentschlossen stehen und beginnt dann ein kaum erkennbares rotes Bootchen im Hintergrund zu malen.

Das Phänomen, was wir jetzt studieren,

ist wesentlich komplexer.

Es ist nicht nur die Tatsache, dass nun unser System

Maler – Gemälde – Staffelei – Farben – etc.
aus mehr chemischen Elementen als der Tropfen
und (wegen größerer Masse) aus mehr (etwa
zweimillionenfach) Anfangsbestandteilen des
Kosmos besteht.

Wäre nur dies der Fall,

dann bräuchten wir nur noch einige Nullen an die Zahl
der Kollisionen anzuhängen und unsere Bewunderung
(über die Möglichkeit der Vorbestimmung aller dieser
Kollisionen vor fünfzehn Milliarden Jahren) müsste "bloß"
einige millionenfach größer werden.

Die Sache aber ist viel komplexer.

Hier sind wir mit dem unglaublich komplizierten

Phänomen des Lebens konfrontiert.

Textfeld: Unser Maler wirkt auf die Materie ein. 
Er interveniert in das Geschehen des Kosmos.

Er platziert einige Moleküle

eines bestimmten Farbpigmentes auf eine
bestimmte Stelle der Oberfläche der Leinwand. 

Dieses Ereignis, die Tatsache,

dass das Materiellsystem Maler auf das Materiellsystem
Farbe – Pinsel – Leinwand einwirkt und eine neue
Anordnung der Moleküle im Raum herbeiführt, sollte
uns nicht sonderlich beeindrucken.

Die Wechselwirkung des Erdbodens mit dem Regentropfen,
wenn schließlich der Tropfen auf die Erde trifft, wird ebenfalls
eine Neuanordnung der Moleküle im Raum bewirken.

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