Ein Fass voller Most
Für das Problem des Wachstums
einer Population im begrenzten Raum, wäre vielleicht ganz nützlich an
das Beispiel eines Fasses mit Most zu denken.
Der Weinstock hat mit seinen
Blättern Licht und Kohlendioxyd
gesammelt. Er wuchs einerseits und hortete Zucker in den
Trauben andererseits. Die Gärungsbakterien, die den Wein
produzieren werden, nehmen die für ihr Leben nötige Energie
aus dem Zucker.
Begrenzt ist der Raum in dem Fass,
begrenzt ist auch das Fressen.
Einige wenige Gärungsbakterien,
die sich da drin befunden
haben, wissen dies natürlich nicht und beginnen arglos mit
Optimismus und Enthusiasmus (und "der
Unbekümmertheit
des Neureichen") das Fressen zu vertilgen und sich voller
Freude immer schneller zu vermehren.
Und die Vermehrung ist in vollem
Gange,
und die Gärung auf Touren, und der Most
blubbert, und alle sind glücklich.
Wie lange denn eigentlich?
Das Ende kommt gerade im Moment der größten Fröhlichkeit,
am Höhepunkt der Fress- und Vermehrungslust,
wenn die Population und mit ihr
die Geschwindigkeit
ihres Wachstums am höchsten ist. Und das Ende kann
zweierlei sein. Dies hängt vom Zuckergehalt des Mostes ab.
Wenn der Most arm an Zucker ist, dann ist der Hungertod das Ende.
Die Scharen der hungrigen Gärungsbakterien,
die bis vor kurzem das reichliche Fressen
vorfanden und sich mit steigendem Rhythmus
vermehrten, finden nichts Fressbares mehr
und verhungern massenhaft.
Die toten Gärungsbakterien
fallen als Niederschlag
auf den Boden des Fasses, und wir haben unseren
schönen trockenen Wein.
Der andere Fall kommt dann vor,
wenn der Most reich an Zucker ist.
Dann gibt es keine Angst, dass die
Nahrung ausbleibt.
Das Ende kommt von einer anderen Richtung, es
kommt vom Alkohol. Alkohol ist ein Nebenprodukt des
Stoffwechsels der Gärungsbakterien. Ist sozusagen der
Rest ihrer Verdauung, ihr Exkrement. Und in großen
Konzentrationen ist er ein Gift für die Gärungsbakterien,
genauso, wie für viele andere Organismen.
Also: viel Zucker,
viele Gärungsbakterien,
viel Alkohol,
Tod durch Vergiftung.
Dann haben wir einen schönen
starken süßen Wein, da noch unvergorener Zucker übriggeblieben
ist.
Die unglückseligen
Gärungsbakterien sterben ertrunken in ihren eigenen Exkrementen.
So etwas Ähnliches droht uns,
da wir den ganzen Planeten mit
unserem Unrat voll gemacht haben.
Das Problem mit den Stallungen von
Augeias: Eine Segnung waren seine
großen Herden.
Wenn
aber nicht rechtzeitig für die Entfernung des Mistes Sorge getragen wird,
dann muss Herakles her, um die Sache zurechtzubiegen.
Ist es eigentlich nicht
interessant, dass Herakles
durch die Umleitung des Flusses eine technische
Lösung angewandt hat, um der Situation Herr zu
werden?
Behalten wir Herakles im Auge,
den werden wir später noch mal brauchen,
und kehren wir zu dem Problem mit dem Wachstum unserer
Population zurück.