Die Grundbedürfnisse

Ich schlage euch vor,

ein sehr interessantes und auch sehr
lehrreiches Experiment zu machen.

Fragt mal eure Freunde,

was Deckung eines Grundbedürfnisses ist und
was Verschwendung und übertriebener Luxus sei.

Ihr werdet sehr interessante Antworten bekommen.

Ich fürchte, dass keiner euch sagen wird,

dass das, was er tut, Verschwendung
und übertriebener Luxus ist.

Textfeld: Was er bereits hat und benützt, das deckt gerade die Grundbedürfnisse eines zivilisierten Lebens und stellt das Minimum für die Bewahrung seiner gesellschaftlichen Akzeptanz dar.

Was er nicht besitzt und nicht plant,

es bald zu besitzen, das wäre schon
Verschwendung und übertriebener Luxus.

Wer bereits eine Klimaanlage besitzt

wird euch versichern, dass sie unter den
heutigen Lebensbedingungen ein prinzipielles
Überlebensbedürfnis deckt.

Das gleiche wird er für den Fernseher sagen,

die Stereoanlage, das Auto, das Sommerhaus,
das Schwimmbecken, die Segeljacht und was
er noch alles besitzt.

Diejenigen, die dies alles nicht besitzen,

und nicht planen es bald zu besitzen, werden euch
sagen, dass es sich dabei um Verschwendung und
übertriebenem Luxus handelt.

Sagt mir nun,

wie sollten wir die Grundbedürfnisse bestimmen?

Falls ihr tollkühn genug seid, zu behaupten, dass

Deckung von Grundbedürfnissen nicht
hungern und nicht frieren bedeutet,

dann wird man euch mit dem Blick betrachten, der sagt:

"wie leid es uns tut, dich in diesem mentalen
Zustand zu sehen!".

Und noch etwas. Wenn du jemandem sagst:

          Warum betrachtest du das Auto als Grundbedürfnis?
Wie hat denn dein Opa ohne dem leben können?

Er wird dir antworten,

dass es in der Zeit seines Großvaters, als die Autos rar waren,
weil sie per Hand angefertigt wurden, nur ein einziges Auto im
Dorf gab, und es war schon richtig, dass es der Arzt besaß, um
seine Patienten zu besuchen.

Heutzutage,

wo die technische Entwicklung es soweit gebracht hat, dass die
Autos zu tausenden von automatischen Maschinen hergestellt
werden, ohne dass ein Mensch einen Finger krumm machen muss,
und jeder im Dorf schon ein Auto besitzt, warum sollte er gerade
keins haben? Ist denn das Auto vielleicht etwas Böses?

Was kannst du ihm da erwidern?

Und wenn du der Anderen sagst:

          Warum hältst du die Klimaanlage für lebensnotwendig?
Wie ist denn deine Oma ohne sie ausgekommen?

Sie wird dir antworten,

dass ihre Großmutter in einem kleinen Haus mitten in einem
Garten lebte, umgeben von anderen kleinen Häusern mit Gärten,
die die Meeresbrise ungehindert hindurch passieren und durchs
offene Fenster ins Haus wehen ließen.

Sie selbst aber lebt

in einem Appartement eines riesigen Zementblocks, der von anderen
riesigen Zementblöcken umzingelt ist, die in der Sonne glühen. Von
der Meeresbrise hat sie schon gehört, dass es sie einmal gab. Und wenn
sie ihr Fenster aufmacht, das einzige, was hineinströmen wird, sind die
Abgase der Autos vom Straßenverkehr. 

Was kannst du ihr antworten?

Der Versuch, die Grundbedürfnisse zu bestimmen, ist aussichtslos.

Einerseits sieht jeder die Sache ganz anders, und andererseits
bietet uns die technische Entwicklung immer neue Möglichkeiten
Wünsche zu erfüllen, die außerhalb der Grundbedürfnisse liegen,
während unsere sich ständig ändernde Lebensweise immer neue
Forderungen stellt.

Was können wir aber tun?

Wenn wir die Grundbedürfnisse nicht bestimmt haben,
wo finden wir das Maß, um zu erkennen, wann die
Verschwendung beginnt, die wir einstellen müssen?

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